Donnerstag, 30. Juni 2016

Kleiner Unfall, große Folgen

Neulich ist mir was ziemlich blödes passiert. Ich parkte in Eile und vergaß die Handbremse anzuziehen. Leider war auch  kein Gang eingelegt. So kam es, dass ich beim Rückweg zu meinem Auto voller Schrecken entdeckte, dass es zurück auf das dahinter parkende Auto gerollt war. Um festzustellen, ob etwas beschädigt worden war, fuhr ich schnell mein Auto wieder vor auf seinen ursprünglichen Parkplatz zurück und begutachtete das andere Fahrzeug. Bis auf einen minimalen Kratzer war nichts zu sehen. Mein Auto hatte mit der Anhängerkupplung gebremst und war sogar gänzlich ohne Schramme davon gekommen.

Ich  muss zugeben, dass ich kurz daran dachte einfach weg zu fahren. Schließlich war auf den ersten Blick kaum etwas zu sehen und der Besitzer des anderen Fahrzeugs hätte vielleicht wirklich erstmal nichts gemerkt. Doch ich faste mir ans Herz und klingelte an dem Haus, vor dem das Auto stand und fand auch prompt den Besitzer. Um die Sache abzukürzen: Die Stoßstange des Fahrzeugs war gebrochen und es entstand ein Schaden von 1200 Euro. Ärgerlich! Zum Glück gibt es da die Versicherung. Ich meldete den Fall und hatte nichts mehr damit zu tun. Für mich wurde alles geregelt.

Mich hat die ganze Sache an die Beziehung Gottes zu uns Menschen erinnert. Wie oft passiert es, dass wir anderen Schaden zufügen. Durch Lügen, Lästern, Untreue, verletzende Worte... Manchmal hinterlassen all diese Sachen kaum sichtbare Spuren und wir sind geneigt sie einfach zu überspielen und "wegzufahren". Doch der eigentlich Schaden kann oft größer sein, als wir denken. Ich muss mir da an die eigene Nase fassen, denn zu oft fühle ich mich gut und gerecht, nur weil ich noch nie einen Menschen umgebracht oder sonst ein größeres Unrecht begangen habe.Doch für die Menschen in meinem Umfeld können auch schon diese kleinen Dinge, mit denen ich ihnen Unrecht tue, schmerzhaft und vor allem schadhaft sein.

Auch vor Gott kann ich so nicht gerecht sein. Er will eine Beziehung zu mir, doch jede Lüge, jedes unschöne Wort, alle hässlichen Gedanken stehen zwischen mir und Gott. Doch anderes als die 1200 Euro könnte ich diesen Schaden niemals bezahlen. Wie gut, dass es da die "Versicherung Gottes" für mich gibt. Ja, er hat im Vorfeld schon alles geregelt und ich muss es nur noch in Anspruch nehmen. Am Kreuz hat Jesus den Preis für all die Fehler bezahlt, die ich begangen habe. Ist das nicht genial?

In der Bibel stehen folgende Verse, die gut dazu passen:

Alle sind Sünder und haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte. Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat.
Um unsere Schuld zu sühnen, hat Gott seinen Sohn am Kreuz für uns verbluten lassen. Das erkennen wir im Glauben, und darin zeigt sich, wie Gottes Gerechtigkeit aussieht.
Römer 3,23-25

Mittwoch, 22. Juni 2016

Nicht wegschauen

Immer wieder erschrecken mich die Bilder in den Nachrichten. Flüchtlinge, die auf Boten um ihr Leben bangen, Propagandavideos der IS, in denen Menschen vor laufender Kamera grausam ermordet werden, frierende Kinder in Flüchtlingslagern...

Und doch ist alles so weit weg. Was, wenn der Fernseher aus ist? Hat das was mit mir zu tun? Mit meinem Leben? Aber was kann ich denn tun? Ich kann ja nicht die ganze Welt retten... Immer wieder bin ich dazu geneigt mich in mein Loch zu verkriechen und mich nur um mich selbst zu kümmern. Schließlich gibt es so viel, dass ich im Alltag zu bewältigen habe. Am liebsten wäre es mir doch, wenn sich ein anderer kümmert.

Gut, dass Gott mich immer wieder herausfordert. Er hat  mir in den letzten Tagen deutlich gezeigt, dass er nicht will, dass ich weg sehe und resigniere. Staunend habe ich in der Bibel mir alt bekannte Geschichten entdeckt, in denen Menschen eben nicht weg geschaut haben, als sie erfuhren, dass andere leiden müssen. 

Da war zum Beispiel Mose. Also der Typ, der später auch das ganze Volk Israel durch dir Wüste geführt hat. Er wuchs in Ägypten am Hof des Pharao auf, weil er von dessen Tochter adoptiert worden war. Sicherlich hatte er ein gutes Leben und einen steile Karriere vor sich. Und doch erinnert er sich daran, dass er eigentlich ein Israelit ist. Als er sieht, dass die Menschen aus seinem Volk hart arbeiten müssen und von den Aufsehern sogar noch geschlagen werden, gerät er so in Wut, dass er einen Ägypter ermordet, der Hand an einen Israeliten gelegt hatte. Und dabei ist noch nicht mal klar, ob er diesen Stammesbruder überhaupt kannte. Trotzdem hat dessen Leid in dermaßen mitgenommen - auch wenn die Reaktion natürlich nicht angemessen war.

Ein anderes Beispiel ist Nehemia. Er war Mundschenk am Hofe des Königs. Sein Volk, die Israeliten, waren von den Babyloniern verschleppt worden und er hatte wohl das Glück recht gut davon gekommen zu sein. Als Mundschenk ging es ihm bestimmt nicht schlecht, schließlich lebte er im Palast und genoss das volle Vertrauen des Königs. Trotzdem denkt er an die Israeliten, die aus der Gefangenschaft zurück gekehrt waren und als er erfährt, dass es ihnen sehr schlecht geht fängt er an zu fasten und zu beten. Ja, er fleht Gott um Hilfe an und dass, obwohl er die Betroffenen wahrscheinlich nicht mal persönlich kennt!

Ich bin wirklich tief beeindruckt von diesem Mitgefühl und der Betroffenheit die Mose und Nehemia verspürten. Ich bete dafür, dass Gott auch mir das Leid anderer Menschen aufs Herz legt und ich für sie aus ehrlichem Mitgefühl beten kann.
Denn ich glaube, dass in der Gleichgültigkeit anderen gegenüber eine ganz große Gefahr liegt. Individualismus und Toleranz in allen Ehren aber, wenn sie zu einer Mentalität aller: "Soll doch jeder machen, glauben und tun was er will" führen, dann läuft etwas falsch. Gleichgültigkeit ist Gift für eine echte Gemeinschaft und die braucht JEDER Mensch. Und wenn ich mir die weltpolitischen Ereignisse ansehe, glaube ich, dass wir eine große Gemeinschaft brauchen, die über unseren kleinen Freundeskreis hinausführt. Wie sollte sonst etwas verändert werden. Wenn wir uns nicht verantwortlich fühlen, wer dann?

Doch Gott hat mir auch die Menschen in meiner direkten Umgebung auf Herz gelegt. Vielleicht ja auch zur Übung. Die, die direkt vor meiner Tür sind. Mit denen ich immer wieder zu tun habe. In der Gemeinde, im Supermarkt, bei der Post. Ich will nicht mehr weg sehen, wenn ich Leid sehe, sondern nachfragen und Mitleid spüren. Ich will Interesse zeigen und deutlich machen, dass andere mir nicht egal sind.

Nein, ich kann nicht die ganze Welt retten und ich kann auch nicht das Leid der Welt auf mich nehmen. Aber ich kann den kleinen Kreis, den ich um mich und mein Leben gezogen habe erweitern und darüber hinaus schauen. Mich verantwortlich fühlen für andere und nicht mehr weg schauen.


Donnerstag, 12. Mai 2016

Segen sein

Wenn ich so auf mein Leben blicke, dann kann ich eigentlich nur dankbar sein. Ich bin von Gott überreich beschenkt. Ich habe nicht nur eine wundervolle Tochter und einen tollen Mann sondern auch Freunde, auf die ich zählen kann, ein Dach über dem Kopf, genug zu Essen und noch viel mehr.

Und wenn ich mich so umsehe. dann geht es in unserer Gesellschaft wohl Vielen so. Bitte versteht mich nicht falsch. In einer Zeit der Flüchtlingskrise und der sozialen Not, die leider auch hier in Deutschland herrscht, will ich bestimmt nicht alle über einen Kamm scheren. Aber dennoch behaupte ich, dass es uns hier in Deutschland wirklich gut geht. Bei den Meisten sind mehr als nur die Grundbedürfnisse gestillt und wir dürfen im Überfluss leben.

Doch was, wenn alle Bedürfnisse gestillt sind und es da trotzdem noch eine Sehnsucht in mir gibt? Eine Sehnsucht nach mehr, einem erfüllten Leben, nach etwas, dass mir ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und selbst eine gesunde Familie nicht geben kann?!

Ein Vers, aus der Bibel, den mein Mann als seinen Konfirmationsspruch zugesagt bekam, hat uns als Familie sehr geprägt. Da sagt Gott zu Abraham:

Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 
1. Mose 12,2 

Ich glaube zwar nicht, dass Gott unsere Familie zu einem großen Volk machen wird und unsere Namen so berühmt sein werden, wie der Abrahams, jedoch sehe ich den Segen, den Gott uns schenkt und die damit verbundene Aufgabe: "... du sollst ein Segen sein!".

Und genau darin liegt meiner Erfahrung nach der Schlüssel für ungestillte Sehnsucht. Ich soll mich gebrauchen lassen und den Segen, den ich erfahre weitergeben. Mein Gott ist ein Gott, der mich sieht und sich um mich kümmert, der mich dann aber auch gebrauchen möchte und mit mir Geschichte schreiben will. Seine Geschichte.

Es tut so gut zu erfahren, dass ich von Gott geliebt bin und diese Liebe weitergeben soll. Es war nicht damit getan, dass Gott mich einfach mal so geschaffen hat, damit er ein Gegenüber hat und ich einfach so da bin. Nein, er will mir einen Sinn und ein Ziel geben in meinem Leben, das darin besteht, seine Liebe zu mir zu erkennen, sie zu erwiedern und weiter zu geben.



Dienstag, 3. Mai 2016

Die Bitte um einen Gefallen

Neulich las ich einen interessanten Artikel in der Zeitung. Darin beschrieb eine Frau, wie sie mehrere Tausend Dollar für ein Projekt sammelte von Menschen, die sie gar nicht oder nur kaum kannte. Trotzdem war sie erfolgreich, einfach nur, weil sie sich getraut hat darum zu bitten.

Auch in anderen Bereichen ihres Lebens setzte sie dieses Prinzip ein und fing an Meschen um etwas zu bitten ohne Scham- oder Schuldgefühle dabei zu haben. Sie nannte es das Benjamin Franklin Prinzip, denn der amerikanische Staatsmann entdeckte schon sehr früh, dass man die Sympathie anderer Menschen gewinnen kann, wenn man sie um einen Gefallen bittet. Er selbst wollte einen hochrangigen Politiker von seinen Ideen überzeugen, war als junger, unbekannter Mann aber kaum in der Position wirklich wahr genommen zu werden. Deshalb bat er den Abgeordneten ein Buch aus seiner Bibliothek leihen zu dürfen. Geschmeichelt von Franklins Interesse gab er ihm gerne das Buch und der erste Schritt war getan. Franklin hatte die Aufmerksamkeit des Abgeordneten gewonnen und konnte ihm seine Ideen unterbreiten.

Weiter hieß es in dem Artikel, die Psychologie hinter diesem Effekt besage, dass es es ein Glücksgefühl im Menschen auslöst, wenn er um einen Gefallen gebeten wird und ihn auch tun kann (sofern es ein zumutbarer Gefallen ist). Wenn die Person sich dann fragt, warum er/sie den Gefallen getan hat, dann schlussfolgert das Gehirn wohl automatisch, dass ihm der/die Beschenkte sympatisch ist. Verblüffend, oder?

Als ich den Artikel las, fragte ich mich, warum es mir so schwer fällt andere um einen Gefallen zu bitten. Vielleicht, weil ich niemandem etwas schuldig sein will oder Angst habe zu offenbaren, dass ich wohl möglich Hilfe brauche?! Dabei wäre es doch manchmal ganz einfach und vielleicht tue ich meinem Mitmenschen auch etwas Gutes, wenn sie mir helfen können.

Doch noch viel mehr erinnerte mich dieser Artikel an meine Beziehung zu Gott. So oft verpasse ich es, IHN einfach um Hilfe zu bitten. Dabei wäre es so einfach. Ich müsste nur über meinen Schatten springen, erkennen, dass ich wirklich Hilfe nötig habe und es nicht alleine kann. Doch oft renne ich mit meinen Bitten erst zu Gott, wenn ich selbst keine Lösung mehr sehe. Eigentlich echt schade, denn ich bin mir sicher, Gott würde mir gerne schon vorher helfen, wenn ich ihn nur bitten würde.

In der Bibel sagte Jesus einmal zu den Pharisäern (religiösen Lehrern, die glaubten alles richtig zu machen):

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
Lukas 5,31

Jesus will also, dass wir ihn um Hilfe bitten. Doch dazu muss ich erst erkennen, dass ich "krank" bin, dass heißt vieles einfach nicht kann oder falsch mache. 

Ich denke da z.B. an so manch schlaflose Nacht als meine Tochter ihre ersten Zähne bekam. Ich war am Ende meiner Kräfte. Seit Tagen hatte ich nicht mehr als 2 Stunden am Stück geschlafen und mein Rücken tat von dem vielen Umhergetrage auch schon weh. Statt gleich zu Gott zu kommen und ihn um Hilfe zu bitten, versuchte ich es erst aus eigener Kraft, musste aber bald erkennen, dass ich an meine Grenzen kam. Als ich dann endlich anfing zu beten geschah etwas Wunderbares. Zwar wurden die Nächte erstmal nicht besser und mein Rücken tat auch noch weh, doch Gott schenkte mir ganz viel Ruhe und Gelassenheit um diese Phase mit meiner Tochter durchzustehen.

Das ist nur ein Beispiel, doch ich bin mir sicher, dass Gott nichts lieber tun wird als ,mir den Gefallen zu erweisen und mir zu helfen, wenn ich ihn denn darum bitte. 

Dienstag, 12. April 2016

Dankbarkeit

Mein letzter Post in der Rubrik "Mamas Seelenfutter" hat mich auf die Idee gebracht auch einmal darüber zu schreiben, wie ich Hebamme geworden bin. Denn auch hier hab ich erleben dürfen, dass Gott zu mir spricht, mich führt und mir etwas fürs Leben beibringt.

Den Wunsch Hebamme zu werden hegte ich bereits in der Oberstufe. Doch war mir noch viel früher klar, dass ich nach dem Abi erstmal ein Jahr Pause machen und nach Afrika reisen wollte. Dieser Plan war bereits fest und ich wusste, dass ich mit einer Missionsorganisation für ein Jahr nach Kenia gehen würde, um dort den Kindern der Missionare bei Ihrem Fernschulunterricht aus Deutschland behilflich zu sein.

Ich durchforstete also im Internet die Hebammenschulen und musste feststellen, dass bei den meisten Schulen die Bewerbungszeiträume klar eingegrenzt waren. Ich konnte mich folglich noch gar nicht für das Jahr nach meinem Auslandsaufenthalt bewerben. Trotzdem rief ich mutig bei zwei Hebammenschulen an, mit dem Ergebnis, dass sie für mich keine Ausnahme machen wollten, da die Anzahl der Bewerber ohnehin riesig sei.

Ich flog nach Kenia und hatte keine Idee, was danach kommen würde. Der Gedanke, dass ich nach meinem Auslandsjahr wieder in der Luft hängen würde, behagte mir gar nicht. Also entschied ich mich für den Notfallplan und schrieb mich in die Uni zum Lehramtsstudium ein.
Doch bald musste ich feststellen, dass dieser Weg nicht der richtige war. Der Wunsch Hebamme zu werden ließ mich einfach nicht los.

So versuchte ich es mit einer Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (oder auch Arzthelferin) und hoffe diese medizinische Vorbildung würden meine Chancen bei der Bewerbung zur Hebamme erhöhen. Leider war das weit gefehlt. All meine Bewerbungen kamen mit einer Absage zurück. Ich bekam nicht einmal eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Dabei waren meine Noten vorbildlich, ich hatte bereits Erfahrung im medizinischen Bereich, ein einigermaßen passables Abitur und hatte mich ein Jahr im Ausland sozial engagiert. Ich verstand die Welt nicht mehr und war wütend auf Gott, dass er mir scheinbar nicht gönnte, meinen Traumberuf zu erlernen.

Als ich die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten beendet hatte, bot mir mein damaliger Chef an, mich weiter zu bilden und leitende Arzthelferin in seiner Praxis zu werden. Das Angebot klang verlockend, doch ich war nicht zufrieden. Nicht, wegen meiner Arbeitsstelle oder den Karrierechancen. Nein, ich spürte eine Unruhe in mir, die mir sagte, dass ich nicht Arzthelferin bleiben wollte.

Trotzdem bete ich darum, dass Gott mich zufrieden machen sollte und ich das Angebot annehmen könne, da die Chance Hebamme zu werden aussichtslos schien. Doch Gott machte mich nicht ruhig. Im Gegenteil ich wurde immer nur unzufriedener und spürte, dass sich etwas ändern musste.

Zu der Zeit hatte ich mich schon bei sehr vielen Hebammenschulen beworben, doch es gab noch die ein oder andere, bei der ein mindestens 3 monatiges Praktium im Kreißsaal vorgeschrieben wurde, um sich überhaupt bewerben zu können. Also fasste ich den Entschluss, diese letzte Möglichkeit zu nutzen und es mit einem Praktikum zu versuchen, um meine Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu erhöhen.

Die Entscheidung fiel nicht leicht. Ich hatte einen gut bezahlten Job, den ich dafür kündigen musste, war jung verheiratet und mein Mann im Studium. Wir mussten also unsere Ersparnisse angreifen, um uns für die Zeit meines Praktikums über Wasser halten zu können. Doch ich wollte Gott vertrauen. Schließlich hatte er mich nicht ruhig gemacht über die Möglichkeit als Arzthelferin Karriere zu machen. Und da mich der Wunsch nicht losließ Hebamme zu werden, ging ich davon aus, dass Gott diesen Weg segnen würde.

Ich machte mein Praktikum, wurde in meinem Wunsch bestätigt und bestärkt und schließlich flatterten die Einladungen zum Bewerbungsgespräch nur so in den Briefkasten. Am Ende hatte ich 3 Zusagen!!! Gott hatte mein Vertrauen und meine Beharrlichkeit belohnt.

Doch seine Lektion an mich war noch nicht zu Ende. Das 3 monatige Praktikum war im Oktober fertig, aber die Ausbildung sollte erst im April beginnen. Was sollte ich in der Zeit dazwischen tun? Klar war, dass ich wieder Geld verdienen musste und ich mir nicht vorstellen konnte von Arbeitslosengeld zu leben.

Ich versuchte eine Stelle als Arzthelferin zu bekommen, konnte die Ärzte, bei denen ich zum Bewerbungsgespräch war, aber nicht anlügen und erzählte ihnen, dass ich nur ein halbes Jahr bleiben würde. Klar, dass ich keine Stelle bekam. Selbst beim Bäcker und an der Kasse bewarb ich mich, doch nichts schien zu funktionieren. Schließlich war ich völlig am Ende mit meiner eigenen Weisheit und ich beschloss mich doch beim Arbeitsamt zu melden und Arbeitslosengeld zu beantragen.

Es war am Wochenende direkt nach der Beendigung meines Praktikums, als ich im Gottesdienst auf eine Predigt hörte, die genau auf mich zugeschnitten schien. Die Hauptaussage darin war: "Dankt Gott, bevor ihr empfangt!". Der Prediger stützte sich dabei auf einen Vers in Philipper 4,6

 Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft Gott um alles bitten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm!

Getroffen von diesem Vers und der Predigt tat ich sofort, was dort gesagt wurde. Ich schütte mein Herz bei Gott aus, erzählte ihm von meinen Sorgen und dankte ihm, dass er es wohl machen wird. Ja, ich ging sogar soweit, dass ich ihm dafür dankte, dass ich eine Beschäftigung haben würde, bis die Ausbildung beginnen würde.

Am nächsten Tag ging ich mit dem Antrag auf Arbeitslosengeld zu meinem alten Chef. Ich brauchte ein paar Unterschriften von ihm, damit ich den Antrag beim Arbeitsamt einreichen konnte. Als dieser sah, dass ich keine Arbeit hatte war er völlig getroffen. Einfach so bot er mir an, wieder bei ihm zu arbeiten! Und das obwohl er für mich ja schon längst jemand neues eingestellt hatte. Ich war total baff doch wusste im gleichen Moment, wem ich das zu verdanken hatte!

Im Rückblick muss ich sagen, dass der Zeitpunkt für die Hebammenausbildung genau richtig war. Obwohl ich so lange warten musste. Mein Mann war gerade mit seinem Master fertig, als wir wegen meinem Ausbildungsplatz umziehen mussten und konnte seine erste Stelle antreten, als ich wieder zur Schule ging. Besser hätte es gar nicht laufen können.

Gott sei Dank!

Montag, 28. März 2016

Wer glaubt's?

Nun ist es schon wieder vorbei. Ostern liegt hinter uns und die Feiertage sind zu Ende. Jedes Jahr wieder wundert es mich, dass dieses bedeutende Fest in unserer Kultur scheinbar weniger intensiv zelebriert wird, als Weihnachten. Liegt es vielleicht an der Botschaft die dahinter steckt?

Ich habe die vergangenen Tage dazu genutzt mir die Oster-Geschichte noch einmal näher anzuschauen. Nachdem Jesus gekreuzigt und ins Grab gelegt wurde ist eine Frau namens Maria die Erste, die nach 3 Tagen das leere Grab entdeckt. Sie kann nicht fassen was sie sieht und glaubt erstmal an Grabraub. Erst, als sie Jesus selbst begegnet glaubt sie, dass er wirklich auferstanden ist. Voller Freude rennt sie mit ihren Freundinnen, die bei ihr waren, zu den anderen Nachfolgern Jesu. Sie erzählen ihnen wahrscheinlich aufgeregt und voller Freude von dem Wunder und dem auferstanden Jesus. Vielleicht sprachen sie auch davon, dass Jesus es ja selbst angekündigt hatte. Doch die Jünger von Jesus glaubten dem, so wörtlich, "leeren Gerede" der Frauen nicht. Erst, als Jesus ihnen persönlich erscheint, glauben sie.

Manchmal geht es mir so, wie den Frauen, die aufgeregt vom Grab zurück kamen. Ich würde am liebsten allen erzählen, wer dieser Jesus ist und was er für uns getan hat. Doch dann hält mich die Angst zurück man könnte mir nicht glauben. Und leider liegt das auch sehr nahe. Trotzdem will ich weitererzählen, dass Jesus auch jetzt noch lebt und dafür beten, dass er all denen persönlich begegnet, die das nicht glauben können.

Denn er begegnet mir immer wieder persönlich. Zwar nicht als Gestalt, die irgendwo zwischen Himmel und Erde steht, aber doch spürbar in meinem Leben. Es ist total schwer zu beschreiben wie er mir genau begegnet.... Doch, vielleicht so:
Jesus begegnet mir...
-...in der Ruhe, die ich bekomme, wenn ich ihm im Gebet meine wirren Gedanken, Sorgen und meinen Alltagsstress abgebe
-...in all dem Guten, dass er mir schenkt (und sogar in dem scheinbar Schlechten, bei dem ich erst im Nachhinein erkenne, dass Gott mich durch getragen hat).
-...in anderen Personen durch die Jesus zu mir spricht, weil sie mir durch ihre Worte oder Gesten helfen, vielleicht sogar ohne es selbst zu wissen.
-...durch die Bibel, die manchmal ziemlich ins Schwarze strifft und wunde Punkt in meinem Leben aufdeckt, aber auch tröstet und mir den Weg zeigt.

So kann ich nur berichten, dass Jesus wirklich lebt und ich ihm begegnet bin. Wer glaubt's?


Freitag, 18. März 2016

Die Liebe vom Anfang

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es war, als ich mich in meinen Mann verliebte. Ich kam neu in die elfte Klasse der Oberstufe und wurde gleich einmal von einer Freundin mitgerissen, einen Schüler Bibel Kreis (SBK) zu gründen. Zunächst wollten wir alle Christen, die auch daran interessiert waren mitzuwirken, zusammen holen, um dann Pläne zu schmieden. Tatsächlich machten wir uns keine großen Hoffnungen, doch zu diesem ersten Gründer-Treffen kamen 5 weitere Personen, die mit uns zusammen einen SBK starten wollten. Darunter auch ER: Groß, etwas schlacksig, lange, blonde Locken, blaue Augen. Mein absoluter Traumtyp. Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick und auch, wenn die Zuneigung von seiner Seite erst später kam, so waren wir doch beide von Anfang an voneinander fasziniert.

Wenn ich jetzt daran denke, wie ich als Jugendliche um seine Aufmerksamkeit buhlte, mich immer in seiner Nähe aufhielt und einfach alles von ihm wissen wollte, dann ist mir mein Verhalten schon ein bisschen peinlich. Doch zum Glück hat sich mein Mann offensichtlich nicht davon abschrecken lassen. Ich denke gerne an das Kribbeln im Bauch, das erste zarte Händchenhalten, die vielen Liebesbriefe und schließlich an den erste Kuss, der uns endgültig zusammen brachte und wir fortan als Paar durchs Leben gingen.

All diese Erinnerungen sind mir letztens bei einer Bibelstelle gekommen, die mich sehr bewegt hat. In Offenbarung 2,4 wirft Jesus einer seiner Gemeinden vor:

Du liebst mich nicht mehr so wie am Anfang!

Phu, ich bin immer noch getroffen. Dazu muss ich sagen, dass ich meinen Kontakt zu Jesus gut mit einer Liebesbeziehung vergleichen kann. Keine Liebesbeziehung wie die, die ich zu meinem Mann habe. Nein, diese Liebesbeziehung besteht vielmehr aus tiefer Dankbarkeit, weil er mein Leben in der Hand hält und mich gerettet hat. Ich liebe Jesus wie einen Freund, einen Vater, einen gerechten und guten Chef.

Deshalb hab ich mich gefragt, was der Vers genau zu bedeuten hat: "Du liebt mich nicht mehr so wie am Anfang"?! Schließlich ist die Liebe, die ich jetzt für meinen Mann empfinde auch nicht mehr so wie am Anfang. Sie ist vielmehr gereift und tiefer. Und es ist auch gut, dass ich die rosarote Brille vom Anfang abgesetzt habe. Trotzdem ist es wichtig, dass wir auch jetzt an unserer Ehe arbeiten. Schließlich sollten Feuer und Leidenschaft nicht verloren gehen. Zeit zu zweit, kleine Aufmerksamkeiten, Anerkennung und Hilfsbereitschaft sind zum Beispiel Dinge an die ich mich immer wieder erinnern und für die ich mich immer wieder entscheiden muss, damit unsere Ehe gelingt.

Oft ist es so, dass ich nach schönen Erlebnissen, die wir zu zweit oder als Familie hatten, meinen Mann wieder im neuen Licht sehe. Ich werde quasi daran erinnert, warum ich ihn so sehr liebe. Meist kribbelt es dann sogar wieder in meinem Bauch und ich spüre, wie die Leidenschaft und das Feuer neu entfacht werden.

So ist es wohl auch mit meiner Beziehung zu Jesus. Als ich damals für mich erkannte, dass Jesus mich liebt und eine Beziehung mit mir haben will, war ich begeistert und voller Tatendrang. Über all die Jahre und im Alltagstrott vergesse ich das aber manchmal und dann muss ich mich wieder daran erinnern um das Feuer und die Leidenschaft vom Anfang neu zu entfachen.

Donnerstag, 10. März 2016

Vom Sport und dem inneren Schweinehund

Erst gestern Abend habe ich wieder meinen inneren Schweinehund überwunden und bin zum Sport gegangen. Ich muss ehrlich sagen, dass es mich momentan ziemlich viel Kraft kostet nach einem anstrengendem Tag, der durch meine Tochter meist auch schon mit viel Bewegung verbunden ist, auch noch zum Sport zu gehen. Doch ich merke wie es mir gut tut.

So lag ich also gestern Abend nach dem konditionssteigerndem Aufwärmprogramm auf meiner Fitnessmatte und verrenkte mich bei den Übungen zum Muskelaufbau. Unsere Trainerin ist echt taff und auch die Frauen um mich herum scheinen eine sehr gute Kondition zu haben. Dazu muss ich sagen, dass ich mit etwas Abstand die Jüngste in diesem Kurs bin und trotzdem jedesmal wie ein Pferd schnaufe, wenn es die kurzen Pausen denn mal zulassen. In solchen Momenten wünschte ich, mein Körper wäre nicht so äußerst symmetrisch aufgebaut und hätte von den meisten Muskelpartien zwei Seiten, die nacheinander trainiert werden wollen. Doch da heißt es "Augen zu und durch!".

Aber warum erzähl ich euch das alles so genau? Mir ist gerade beim Sport ein Bibelvers eingefallen, den ich neulich erst wieder gelesen habe. Er steht in 1. Korinther 9, 26-27:

26 Für mich gibt es daher nur eins: Ich laufe wie ein Läufer, der das Ziel nicht aus den Augen verliert, und kämpfe wie ein Boxer, dessen Schläge nicht ins Leere gehen. 27 Ich führe einen harten Kampf gegen mich selbst, als wäre mein Körper ein Sklave, dem ich meinen Willen aufzwinge. Denn ich möchte nicht anderen predigen und dann als einer dastehen, der sich selbst nicht an das hält, was er sagt.

Paulus spricht hier von einem Athleten, der sich auf den Wettkampf vorbereitet und diszipliniert ist auch dran zu bleiben. Genauso sollen wir am Glauben dranbleiben, im Kontakt mit Jesus stehen, Bibellesen und trainieren, damit man an unseren Taten erkennt, dass wir zu Gott gehören.

Soweit so gut. Doch wie sieht die Praxis aus?
Leider muss ich zugeben, dass meine Disziplin doch oft zu wünschen übrig lässt und ich das Bibellesen oder Beten ausfallen lasse, so, wie meinem Sport am Mittwoch Abend, wenn ich scheinheilige Ausreden finde, warum es mir heute nun wirklich nicht möglich ist zu trainieren. Und dann, wenn ich doch gehe, muss ich oftmals ziemlich schnaufen, während alle um mich herum so gut trainiert wirken. Auch als Christ geht es mir oft so, dass mir das Bibellesen und Beten schwer fällt und ich mich mit anderen vergleiche, die scheinbar besser zurecht kommen.

Und trotzdem weiß ich, dass mir das Training gut tut, schließlich gehe ich aus den Sportstunden immer mit einem stolzen Lächeln nachhause, weil ich mal wieder meinen inneren Schweinehund überwunden und meinem Körper etwas Gutes getan habe. Und wenn sich am nächsten Tag der Muskelkater meldet weiß ich bescheid, dass es nur immer leichter wird, je regelmäßiger ich zum Sport gehe.

Ich will lernen auch meinem Glauben und meine Beziehung zu Jesus immer mehr zu "trainieren" und so meiner Seele Gutes tun.

Dienstag, 8. März 2016

Über Ziele im Leben und den Sinn dieses Blogs

Hallo Welt,

unglaublich aber wahr, ich wage mich unter die Blogger, auch wenn ich bis jetzt noch etwas bezweifele, dass viele meine Posts lesen werden. Bin ich doch selber nicht mal bei Facebook und kann nur den Kopf schütteln, wenn mein Mann stundenlang in Fußball- Foren Kommentare liest. Mein Bezug zur virtuellen Welt begrenzt sich derzeit auf das checken von Mails oder höchstens mal die Recherche interessanter Themen. O.k. ich suche auch schon einmal nach dem ein oder anderen Schnittmuster um meinem Hobby zu frönen, aber Blogs lesen, geschweige denn selbst einen schreiben, wäre mir bis vor Kurzem wohl nie in den Sinn gekommen.

Warum also das alles?
Dazu muss ich wohl etwas ausholen. Ich habe in meinem Leben schon vieles erreichen dürfen. Nach dem Abitur folgte ein Jahr in Kenia auf einer Missionsstation mit Kinderheim und kurz danach bekam ich einen Antrag von meinem Traummann und wir heirateten. Bald sollte sich auch mein Wunsch erfüllen, Hebamme zu werden. Zwar ging es über einige Umwege, doch ich durfte erfahren, dass Gott mich führte und ich schließlich meinen Traumjob erlernen durfte. Zum krönenden Abschluss kam vor eineinhalb Jahren auch noch Johanna dazu, unsere wundervolle Tochter, an der ich mich jeden Tag neu freue.

Man sollte meinen, damit wäre ich glücklich und zufrieden und tatsächlich ist das zu einem guten Teil auch so. Doch seit einiger Zeit spüre ich eine Unruhe in mir, die ich anfangs selbst nicht erklären konnte. Ich schob diese Stimmungsschwankungen zunächst auf den weiblichen Zyklus und das trübe Wetter in diesen Tagen, aber irgendwie lies mich der Gedanke nicht los, dass sich etwas ändern sollte. Im Auto, auf der Rückfahrt von einem Treffen mit einer guten Freundin, kam mir dann der Gedanke, dass ich vielleicht neue Ziele brauche. Ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich vieles erreicht habe, von dem ich schon immer geträumt habe.

Was habe ich also getan? Ich habe überlegt, was ich mir für eine Grabrede wünsche - hatte das irgendwo mal in einem Seminar gehört-. Was sollen die Leute am Ende meines Lebens von mir sagen?

Erst letztens hat mir eine gute Freundin ein riesiges Kompliment gemacht. Sie meinte, dass ich eine sehr positive Art hätte. Ich sei fast nie verstimmt und würde immer ruhig bleiben. In Kenia hab ich was Ähnliches von einer Bekannten gehört, die sagte, ich sei "ein durchweg fröhlicher Mensch". Beide Male bewegten mich diese Bemerkungen sehr, weil ich mich selbst oft ganz anders sehe. In Kenia machte ich beispielsweise eine ziemlich schwierige Zeit durch und fühlte mich oft gar nicht fröhlich. Innerlich dankte ich jedesmal Gott dafür, dass er so durch mich hindurch strahlt, denn dieses Licht kann unmöglich allein durch mich so leuchten. Doch beide Male war ich so baff von den Bemerkungen, dass ich nichts darauf sagen konnte. So kann ich nur im Stillen das Lob an meinen Herrn weiter geben.

Gott macht mich immer wieder unruhig, obwohl er mir sonst tiefen Frieden gibt. Doch ich spüre, dass er mich voran bringen möchte und an mir arbeitet. Und das ist gut so! Ja ich wünsch mir sogar, dass Gott mich benutzt und Großes durch mich bewirkt. Und vielleicht nutzt er ja diesen Blog dazu...

Ich bin überreich beschenkt. Mein Vater im Himmel hat mir nicht nur eine wunderbare Familie, gute Freunde, meinen Traumjob und tiefen Frieden geschenkt, nein er gab sogar sein Leben um mit mir in Kontakt kommen zu können. Erst heute morgen durfte ich in der Bibel wieder von dieser unglaublichen Liebe lesen, die Gott am liebsten jedem geben würde, wenn die Menschen nur danach fragten!!! So heißt es in Johannes 15, 13 "Niemand liebt seine Freunde mehr, als der, der sein Leben für sie hergibt.". Jesus selbst hat uns so seine Liebe bewiesen.
Ich bete immer wieder dafür, dass Gott mein Herz bewegt, dass ich angetrieben bin diese Liebe an andere weiter zu geben und ihnen davon zu erzählen. Vielleicht ist die Idee diesen Blog zu schreiben ja eine Antwort auf mein Gebet.