Dienstag, 12. April 2016

Dankbarkeit

Mein letzter Post in der Rubrik "Mamas Seelenfutter" hat mich auf die Idee gebracht auch einmal darüber zu schreiben, wie ich Hebamme geworden bin. Denn auch hier hab ich erleben dürfen, dass Gott zu mir spricht, mich führt und mir etwas fürs Leben beibringt.

Den Wunsch Hebamme zu werden hegte ich bereits in der Oberstufe. Doch war mir noch viel früher klar, dass ich nach dem Abi erstmal ein Jahr Pause machen und nach Afrika reisen wollte. Dieser Plan war bereits fest und ich wusste, dass ich mit einer Missionsorganisation für ein Jahr nach Kenia gehen würde, um dort den Kindern der Missionare bei Ihrem Fernschulunterricht aus Deutschland behilflich zu sein.

Ich durchforstete also im Internet die Hebammenschulen und musste feststellen, dass bei den meisten Schulen die Bewerbungszeiträume klar eingegrenzt waren. Ich konnte mich folglich noch gar nicht für das Jahr nach meinem Auslandsaufenthalt bewerben. Trotzdem rief ich mutig bei zwei Hebammenschulen an, mit dem Ergebnis, dass sie für mich keine Ausnahme machen wollten, da die Anzahl der Bewerber ohnehin riesig sei.

Ich flog nach Kenia und hatte keine Idee, was danach kommen würde. Der Gedanke, dass ich nach meinem Auslandsjahr wieder in der Luft hängen würde, behagte mir gar nicht. Also entschied ich mich für den Notfallplan und schrieb mich in die Uni zum Lehramtsstudium ein.
Doch bald musste ich feststellen, dass dieser Weg nicht der richtige war. Der Wunsch Hebamme zu werden ließ mich einfach nicht los.

So versuchte ich es mit einer Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (oder auch Arzthelferin) und hoffe diese medizinische Vorbildung würden meine Chancen bei der Bewerbung zur Hebamme erhöhen. Leider war das weit gefehlt. All meine Bewerbungen kamen mit einer Absage zurück. Ich bekam nicht einmal eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Dabei waren meine Noten vorbildlich, ich hatte bereits Erfahrung im medizinischen Bereich, ein einigermaßen passables Abitur und hatte mich ein Jahr im Ausland sozial engagiert. Ich verstand die Welt nicht mehr und war wütend auf Gott, dass er mir scheinbar nicht gönnte, meinen Traumberuf zu erlernen.

Als ich die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten beendet hatte, bot mir mein damaliger Chef an, mich weiter zu bilden und leitende Arzthelferin in seiner Praxis zu werden. Das Angebot klang verlockend, doch ich war nicht zufrieden. Nicht, wegen meiner Arbeitsstelle oder den Karrierechancen. Nein, ich spürte eine Unruhe in mir, die mir sagte, dass ich nicht Arzthelferin bleiben wollte.

Trotzdem bete ich darum, dass Gott mich zufrieden machen sollte und ich das Angebot annehmen könne, da die Chance Hebamme zu werden aussichtslos schien. Doch Gott machte mich nicht ruhig. Im Gegenteil ich wurde immer nur unzufriedener und spürte, dass sich etwas ändern musste.

Zu der Zeit hatte ich mich schon bei sehr vielen Hebammenschulen beworben, doch es gab noch die ein oder andere, bei der ein mindestens 3 monatiges Praktium im Kreißsaal vorgeschrieben wurde, um sich überhaupt bewerben zu können. Also fasste ich den Entschluss, diese letzte Möglichkeit zu nutzen und es mit einem Praktikum zu versuchen, um meine Chancen auf einen Ausbildungsplatz zu erhöhen.

Die Entscheidung fiel nicht leicht. Ich hatte einen gut bezahlten Job, den ich dafür kündigen musste, war jung verheiratet und mein Mann im Studium. Wir mussten also unsere Ersparnisse angreifen, um uns für die Zeit meines Praktikums über Wasser halten zu können. Doch ich wollte Gott vertrauen. Schließlich hatte er mich nicht ruhig gemacht über die Möglichkeit als Arzthelferin Karriere zu machen. Und da mich der Wunsch nicht losließ Hebamme zu werden, ging ich davon aus, dass Gott diesen Weg segnen würde.

Ich machte mein Praktikum, wurde in meinem Wunsch bestätigt und bestärkt und schließlich flatterten die Einladungen zum Bewerbungsgespräch nur so in den Briefkasten. Am Ende hatte ich 3 Zusagen!!! Gott hatte mein Vertrauen und meine Beharrlichkeit belohnt.

Doch seine Lektion an mich war noch nicht zu Ende. Das 3 monatige Praktikum war im Oktober fertig, aber die Ausbildung sollte erst im April beginnen. Was sollte ich in der Zeit dazwischen tun? Klar war, dass ich wieder Geld verdienen musste und ich mir nicht vorstellen konnte von Arbeitslosengeld zu leben.

Ich versuchte eine Stelle als Arzthelferin zu bekommen, konnte die Ärzte, bei denen ich zum Bewerbungsgespräch war, aber nicht anlügen und erzählte ihnen, dass ich nur ein halbes Jahr bleiben würde. Klar, dass ich keine Stelle bekam. Selbst beim Bäcker und an der Kasse bewarb ich mich, doch nichts schien zu funktionieren. Schließlich war ich völlig am Ende mit meiner eigenen Weisheit und ich beschloss mich doch beim Arbeitsamt zu melden und Arbeitslosengeld zu beantragen.

Es war am Wochenende direkt nach der Beendigung meines Praktikums, als ich im Gottesdienst auf eine Predigt hörte, die genau auf mich zugeschnitten schien. Die Hauptaussage darin war: "Dankt Gott, bevor ihr empfangt!". Der Prediger stützte sich dabei auf einen Vers in Philipper 4,6

 Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft Gott um alles bitten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm!

Getroffen von diesem Vers und der Predigt tat ich sofort, was dort gesagt wurde. Ich schütte mein Herz bei Gott aus, erzählte ihm von meinen Sorgen und dankte ihm, dass er es wohl machen wird. Ja, ich ging sogar soweit, dass ich ihm dafür dankte, dass ich eine Beschäftigung haben würde, bis die Ausbildung beginnen würde.

Am nächsten Tag ging ich mit dem Antrag auf Arbeitslosengeld zu meinem alten Chef. Ich brauchte ein paar Unterschriften von ihm, damit ich den Antrag beim Arbeitsamt einreichen konnte. Als dieser sah, dass ich keine Arbeit hatte war er völlig getroffen. Einfach so bot er mir an, wieder bei ihm zu arbeiten! Und das obwohl er für mich ja schon längst jemand neues eingestellt hatte. Ich war total baff doch wusste im gleichen Moment, wem ich das zu verdanken hatte!

Im Rückblick muss ich sagen, dass der Zeitpunkt für die Hebammenausbildung genau richtig war. Obwohl ich so lange warten musste. Mein Mann war gerade mit seinem Master fertig, als wir wegen meinem Ausbildungsplatz umziehen mussten und konnte seine erste Stelle antreten, als ich wieder zur Schule ging. Besser hätte es gar nicht laufen können.

Gott sei Dank!