Donnerstag, 12. Mai 2016

Segen sein

Wenn ich so auf mein Leben blicke, dann kann ich eigentlich nur dankbar sein. Ich bin von Gott überreich beschenkt. Ich habe nicht nur eine wundervolle Tochter und einen tollen Mann sondern auch Freunde, auf die ich zählen kann, ein Dach über dem Kopf, genug zu Essen und noch viel mehr.

Und wenn ich mich so umsehe. dann geht es in unserer Gesellschaft wohl Vielen so. Bitte versteht mich nicht falsch. In einer Zeit der Flüchtlingskrise und der sozialen Not, die leider auch hier in Deutschland herrscht, will ich bestimmt nicht alle über einen Kamm scheren. Aber dennoch behaupte ich, dass es uns hier in Deutschland wirklich gut geht. Bei den Meisten sind mehr als nur die Grundbedürfnisse gestillt und wir dürfen im Überfluss leben.

Doch was, wenn alle Bedürfnisse gestillt sind und es da trotzdem noch eine Sehnsucht in mir gibt? Eine Sehnsucht nach mehr, einem erfüllten Leben, nach etwas, dass mir ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und selbst eine gesunde Familie nicht geben kann?!

Ein Vers, aus der Bibel, den mein Mann als seinen Konfirmationsspruch zugesagt bekam, hat uns als Familie sehr geprägt. Da sagt Gott zu Abraham:

Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. 
1. Mose 12,2 

Ich glaube zwar nicht, dass Gott unsere Familie zu einem großen Volk machen wird und unsere Namen so berühmt sein werden, wie der Abrahams, jedoch sehe ich den Segen, den Gott uns schenkt und die damit verbundene Aufgabe: "... du sollst ein Segen sein!".

Und genau darin liegt meiner Erfahrung nach der Schlüssel für ungestillte Sehnsucht. Ich soll mich gebrauchen lassen und den Segen, den ich erfahre weitergeben. Mein Gott ist ein Gott, der mich sieht und sich um mich kümmert, der mich dann aber auch gebrauchen möchte und mit mir Geschichte schreiben will. Seine Geschichte.

Es tut so gut zu erfahren, dass ich von Gott geliebt bin und diese Liebe weitergeben soll. Es war nicht damit getan, dass Gott mich einfach mal so geschaffen hat, damit er ein Gegenüber hat und ich einfach so da bin. Nein, er will mir einen Sinn und ein Ziel geben in meinem Leben, das darin besteht, seine Liebe zu mir zu erkennen, sie zu erwiedern und weiter zu geben.



Dienstag, 3. Mai 2016

Die Bitte um einen Gefallen

Neulich las ich einen interessanten Artikel in der Zeitung. Darin beschrieb eine Frau, wie sie mehrere Tausend Dollar für ein Projekt sammelte von Menschen, die sie gar nicht oder nur kaum kannte. Trotzdem war sie erfolgreich, einfach nur, weil sie sich getraut hat darum zu bitten.

Auch in anderen Bereichen ihres Lebens setzte sie dieses Prinzip ein und fing an Meschen um etwas zu bitten ohne Scham- oder Schuldgefühle dabei zu haben. Sie nannte es das Benjamin Franklin Prinzip, denn der amerikanische Staatsmann entdeckte schon sehr früh, dass man die Sympathie anderer Menschen gewinnen kann, wenn man sie um einen Gefallen bittet. Er selbst wollte einen hochrangigen Politiker von seinen Ideen überzeugen, war als junger, unbekannter Mann aber kaum in der Position wirklich wahr genommen zu werden. Deshalb bat er den Abgeordneten ein Buch aus seiner Bibliothek leihen zu dürfen. Geschmeichelt von Franklins Interesse gab er ihm gerne das Buch und der erste Schritt war getan. Franklin hatte die Aufmerksamkeit des Abgeordneten gewonnen und konnte ihm seine Ideen unterbreiten.

Weiter hieß es in dem Artikel, die Psychologie hinter diesem Effekt besage, dass es es ein Glücksgefühl im Menschen auslöst, wenn er um einen Gefallen gebeten wird und ihn auch tun kann (sofern es ein zumutbarer Gefallen ist). Wenn die Person sich dann fragt, warum er/sie den Gefallen getan hat, dann schlussfolgert das Gehirn wohl automatisch, dass ihm der/die Beschenkte sympatisch ist. Verblüffend, oder?

Als ich den Artikel las, fragte ich mich, warum es mir so schwer fällt andere um einen Gefallen zu bitten. Vielleicht, weil ich niemandem etwas schuldig sein will oder Angst habe zu offenbaren, dass ich wohl möglich Hilfe brauche?! Dabei wäre es doch manchmal ganz einfach und vielleicht tue ich meinem Mitmenschen auch etwas Gutes, wenn sie mir helfen können.

Doch noch viel mehr erinnerte mich dieser Artikel an meine Beziehung zu Gott. So oft verpasse ich es, IHN einfach um Hilfe zu bitten. Dabei wäre es so einfach. Ich müsste nur über meinen Schatten springen, erkennen, dass ich wirklich Hilfe nötig habe und es nicht alleine kann. Doch oft renne ich mit meinen Bitten erst zu Gott, wenn ich selbst keine Lösung mehr sehe. Eigentlich echt schade, denn ich bin mir sicher, Gott würde mir gerne schon vorher helfen, wenn ich ihn nur bitten würde.

In der Bibel sagte Jesus einmal zu den Pharisäern (religiösen Lehrern, die glaubten alles richtig zu machen):

Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
Lukas 5,31

Jesus will also, dass wir ihn um Hilfe bitten. Doch dazu muss ich erst erkennen, dass ich "krank" bin, dass heißt vieles einfach nicht kann oder falsch mache. 

Ich denke da z.B. an so manch schlaflose Nacht als meine Tochter ihre ersten Zähne bekam. Ich war am Ende meiner Kräfte. Seit Tagen hatte ich nicht mehr als 2 Stunden am Stück geschlafen und mein Rücken tat von dem vielen Umhergetrage auch schon weh. Statt gleich zu Gott zu kommen und ihn um Hilfe zu bitten, versuchte ich es erst aus eigener Kraft, musste aber bald erkennen, dass ich an meine Grenzen kam. Als ich dann endlich anfing zu beten geschah etwas Wunderbares. Zwar wurden die Nächte erstmal nicht besser und mein Rücken tat auch noch weh, doch Gott schenkte mir ganz viel Ruhe und Gelassenheit um diese Phase mit meiner Tochter durchzustehen.

Das ist nur ein Beispiel, doch ich bin mir sicher, dass Gott nichts lieber tun wird als ,mir den Gefallen zu erweisen und mir zu helfen, wenn ich ihn denn darum bitte.